Die Spannungen zwischen Russland und dem Westen ziehen weite Kreise: In Russland sind durch die Sanktionen vor allem Branchen gefährdet, die auf externe Finanzierungen bauen, in Europa sind zahlreiche Länder von Öl- und Gaslieferungen abhängig. Euler Hermes hat in seinem Länderbericht eine Prognose verfasst, was passiert, wenn die Situation weiter eskaliert.

Der Länderbericht umfasst sowohl ein Basis- als auch ein Eskalationsszenario. Das Basisszenario kommt zum Tragen, wenn die Sanktionen so bestehen bleiben, wie sie heute sind. Das Wachstum Russlands prognostizieren die Experten in diesem Fall auf -0,6 Prozent in diesem und +1 Prozent im nächsten Jahr. Damit hat Euler Hermes seine vorigen Prognosen deutlich nach unten korrigiert.

Doch was, wenn sich die Lage weiter verschärft? Wenn sich Russland etwa massiv militärisch in der Ukraine einmischen würde? Kein unwahrscheinliches Szenario: die Euler-Hermes-Experten schätzen die Wahrscheinlichkeit dafür auf etwa 30 Prozent. In diesem Fall würde der Westen weitere Sanktionen verhängen, wie eine Ausweitung der Exportverbote, ein noch weiter eingeschränkter Zugang zu westlichen Kapitalmärkten, Maßnahmen gegen den russischen Energiesektor oder sogar ein Handelsembargo. Russland würde mit Gegensanktionen reagieren.

Die Folge für Russland wäre eine tiefe Rezession: Euler Hermes geht von einem BIP-Rückgang von -1,8 Prozent in 2014 und -4,5 Prozent in 2015 aus. In der EU würde das jährliche BIP-Wachstum um bis zu einen Prozentpunkt verringert werden. Die Unternehmensinsolvenzen würden in der Folge steigen und zwar um +1,5 Prozentpunkte in Deutschland und Frankreich. Allein in Deutschland wären damit rund 350 zusätzliche Unternehmen bedroht. Die Risiken für die deutsche Wirtschaft hat auch Atradius zusammengefasst.

Welche EU-Länder und Branchen sind am stärksten bedroht? Weitere Auswirkungen der Russlandkrise fasst der Länderreport „Russland und der Westen: Eine Hassliebe?“ zusammen.