Creditreform Rating und die IKB haben sich mit der sich im Wandel befindlichen Unternehmensfinanzierungssituation beschäftigt und dazu eine umfassende Analyse erstellt und veröffentlicht.

Die Auslöser der Anpassung der Finanzierungskonzepte sehen die Verfasser der Studie sowohl in den Entwicklungen aufseiten des Angebotes als auch bei den Verschiebungen im unternehmerischen Bedarf.

Auf der Bankenseite sind nach wie vor die Folgen der Euro-Schuldenkrise zu spüren. Verschärfung im Bereich der Regulierung sowie neue Aufsichtstrukturen führen zu Anpassung der Geschäftsmodelle der Kapitalgeber. Dies mit entsprechenden Auswirkungen auf das Angebot an Finanzierungen.

Auf Unternehmerseite zwingen immer volatilere Märkte zu solideren aber auch flexibleren Finanzierung. Creditreform und die IKB haben festgestellt, dass vor allem Anpassungsbedarf bei mittelgrossen Unternehmen besteht. Hierbei handelt es sich um Unternehmen von ca. 25 Mio. EUR bis zu 5 Mrd. EUR Jahresumsatz mit grösstenteils familiärer Verankerung.

Starker Wachstum zwingt die Unternehmen zur Ausweitung ihrer Investitionen und zur Verschiebung der Investitionsstrukturen. Deutlich wird diese vor allem im verarbeitenden Gewerbe, in dem immer mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung, Software, Vernetzung, Schulung und Fortbildung fliessen. Die immateriellen Investitionen gewinnen also immer mehr an Bedeutung.

Darüber hinaus müssen die Unternehmen, weil sie oft in hohem Maße international orientiert sind, nicht nur im Inland Mittel für Geschäftsausweitung und Investitionen bereithalten, sondern auch im Ausland. Um ihre Absatzerfolge langfristig zu sichern, kommen sie nicht umhin, ihre Präsenz in wichtigen internationalen Märkten durch Auf- und Ausbau eigener Standorte oder durch Zukauf von bestehenden Unternehmen zu stärken – Investitionen, die häufig mit größeren Risiken verbunden sind und sich weniger schnell amortisieren als Investitionen in den Heimatmärkten.

Die Konsequenzen, die sich aus den komplexeren Investitionsstrukturen für die Finanzierung ergeben, sind offenkundig. Die Firmen benötigen insgesamt mehr finanziellen Spielraum, den sie im Zuge der Umsetzung ihrer langfristigen Unternehmensstrategien flexibel für Sachinvestitionen, Akquisitionen und FuE-Projekte nutzen können. Sie müssen angesichts erhöhter Geschäfts- und Investitionsrisiken ihre Eigenfinanzierungsanteile erhöhen. Ihre Finanzierung muss langfristiger ausgerichtet werden – und wird immer mehr auch einen internationalen Charakter bekommen. Klassische Bankkredite sind nicht mehr für alle Investitionsvorhaben die richtige Wahl.

Angesichts des hohen Investitionsbedarfs von mittelgroßen Unternehmen ist es für diese Firmen besonders wichtig, den Finanzierungsmarkt im Auge zu behalten. Augenmerk legt man hier vor allem auf die Banken und deren sich verschärfendes Umfeld. Auch ist die Anpassung von Geschäftsmodellen als Reaktion auf die Finanzkrise teilweise noch nicht abgeschlossen. Daraus ergeben sich erhebliche Unsicherheiten, inwieweit die Institute zukünftig noch in der Lage sein werden, den Kreditwünschen ihrer Unternehmerkunden stets in passendem Zuschnitt nachzukommen. Sehr wahrscheinlich wird es über kurz oder lang zumindest zu einer Verknappung und Verteuerung des Angebots an langfristigen Krediten kommen.

Die Autoren halten fest, dass die Unternehmen gut beraten sind alternative Möglichkeiten auszuloten, um so die bisherige Abhängigkeit vom Bankkredit zu reduzieren und die Finanzierung auf mehrere Füsse zu stellen.

Grosses Potenzial bieten Kapitalfinanzierungen wie insbesondere Anleihen und Schuldscheindarlehen. Zwar ist der deutsche Kapitalmarkt weniger breit ausgebaut als viele ausländische, weil hierzulande die Pensionsfonds nur wenig Bedeutung haben. Dieser Nachteil wird aber durch die weltweite Verflechtung der Finanzmärkte zum Teil korrigiert. Und gerade im derzeitigen Niedrigzinsumfeld zeigen ausländische Investoren auf der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten vermehrt Interesse auch am deutschen Mittelstand. So eröffnet sich für viele größere Mittelstandsunternehmen eine zusätzliche Chance, langfristige Mittel auch außerhalb des Bankensektors zu akquirieren.

Lesen Sie hier die komplette Studie