Die Credendo Group befasst sich in ihrer Länderstudie von Mai diesen Jahres mit der Situation in Peru.

In den vergangenen 10 Jahren hat das Land von einem starken Wirtschaftsboom profitiert. Günstige externe Faktoren sowie ein stabiles politisches Umfeld haben zur niedrigen Inflations- und hohen Wachstumsrate geführt. Ungünstige Entwicklungen im Rohstoffbereich sowie den Finanzierungsbedingungen haben das Land wenig tangiert. Darüber hinaus hat das Land hohe internationale Devisenreserven sowie ausreichenden finanziellen Spielraum für Massnahmen zur Konjunktursteuerung.

Die gute Liquidität des Landes führt dazu, dass es kaum Abhängigkeiten gibt kurzfristiges Fremdkapital aufzunehmen.

Aus diesem Grund wird Peru vom Kreditversicherer Credendo Group hinsichtlich des kurzfristigen politischen Risikos in die Kategorie 1 (beste Kategorie) eingestuft.

Auch im Bereich der Wettbewerbsfähigkeit sowie der Geschäftstätigkeit belegt das Land traditionell einen der vordersten Plätze innerhalb der Region.

Dennoch gibt es auch Abstriche, die u. a. in der Qualität der politischen Institutionen zu finden ist. Diese bleiben nach wie vor verbesserungswürdig. Ebenfalls führen, neben dem vorgenannten Punkt, die jüngsten Abwertungen der Währung Sol sowie die hohen Kreditkosten im Land zu einer Bewertung des systematischen Geschäftsrisikos, und somit zu einer mittleren Bewertung des Versicherers in diesem Bereich.

Nachdem das rohstoffreiche Land fünf Jahrzehnte zwischen Demokratie und Militarismus hin und her wankte, gibt es, trotz mittlerweile demokratischen und stabilen politischen Verhältnissen, im politischen Bereich viele Probleme zu lösen.

Die ungleiche Verteilung der Erfolge des Wirtschaftsbooms erreicht nach wie vor nicht die arme ländliche Bevölkerung. Demgegenüber steht die städtische Mittelschicht. Häufig kommt es zu gewaltsamen sozialen Unruhen. Ebenfalls kämpfen Bergarbeiter gegen die Rohstoffindustrie und die indigene Bevölkerung gegen internationale Konzerne. Der „Leuchtende Pfad“, eine in den 80er Jahren entstandene Guerillatruppe, macht sich diese Ungleichheit ebenfalls zu Nutzen. Trotz Erfolgen der Regierungstruppen ist dieser bewaffnete Kampf immer noch nicht vorbei. Der „Leuchtende Pfad“ ist ebenfalls stark in den Anbau von Koka involviert, der Rohstoff für Kokain. Aufgrund der erfolgreichen Massnahmen gegen den Kokaanbau in Kolumbien ist Peru mittlerweile gemäss UN-Schätzungen zum weltweitgrössten Produzenten der Droge aufgestiegen.

Neben der fragilen politischen Stabilität befasst sich die Credendo Group selbstverständlich auch mit der Wirtschaftspolitik.

Aufgrund der Beilegung der langjährigen territorialen Streitigkeiten mit seinen Nachbarn Ecuador und Chile ist die Hoffnung auf friedliche Aussenbeziehungen in der Region gross. Peru setzt auf offenen internationalen Handel. Dies zeigen die abgeschlossenen Freihandelsabkommen mit den USA, China und der EU. Parallel bemüht sich das Land um eine Integration im Rahmen der Pazifik-Allianz.

Die vom ehemaligen Präsidenten Fujimori eingeführten liberalen Wirtschaftsgrundsätze werden von dessen Nachfolger weitestgehend auch gelebt. Selbst der derzeitige Präsident, Ollanta Humala, der im Wahlkampf mit einer politisch eher linken Agenda warb, steht nun eher in der politischen Mitte, was zur Beruhigung ausländischer Investoren geführt hatte, die starke Eingriffe des Staates gefürchtet hatten.

Gleichzeitig gingen seine Wähler auf die Barrikaden und haben weitreichende Proteste durchgeführt. Eine politische Gratwanderung, auf der der Präsident versucht, wirtschaftliche Stabilität sowie höheres Wachstum gleichzeitig mit sozialer Gerechtigkeit zu verknüpfen. Zur Finanzierung all dieser Programme ist man aber auf die Erlöse der Rohstoffindustrie angewiesen. Sehr zum Missfallen der sozialen und ökologischen Bewegungen. Vor dem Hintergrund dieser Spannungen werden im Herbst 2014 die Regional- und Kommunalwahlen abgehalten.

Die derzeitige Wirtschaftspolitik hat für ein kräftiges Wachstum gesorgt und die Arbeitlosenquote auf ein historisches Tief mit 5,3% gebracht. Ebenfalls stieg die Zahl der Empfänger staatlicher Leistungen in den Jahren 2011 bis 2013 um 50%, was auf Fortschritte in der Sozialpolitik hinweist. Die Lebensbedingungen haben sind grundsätzlich verbessert, dennoch ist die extreme Armut ein nach wie vor grosses Problem des Landes.

Die staatliche Finanzpolitik kann als solide bezeichnet werden. Aus Erlösen aus Rohstoffverkäufen konnte die Staatsverschuldung von 47% des BIP im Jahr 2003 auf weniger als 20% im Jahr 2013 reduziert werden. Konjunkturfördernde Massnahmen halfen dem Land in der globalen Finanzkrise 2009 sowie in 2013, als die Metallpreise sanken.

Die mittelfristigen Aussichten für Peru werden von der Credendo Group als stabil eingestuft. Der weitere Wachstum hängt aber stark von der Investitionsfreudigkeit sowie der Umsetzung einiger grosser Bergbauprojekte ab. Mittelfristig wird eine Inflationsrate von 2% erwartet. Die Staatsschulden werden somit weiter zurückgehen.

Lesen Sie hier die gesamte Studie der Credendo-Group