Der Kreditversicherer Atradius hat seinen Länderbericht für Deutschland im April 2014 herausgegeben. Demnach wird für 2014 aufgrund der gesteigerten Binnennachfrage die Wirtschaft Deutschlands an Dynamik gewinnen.

Nach der schleppenden Binnennachfrage und dem Rückgang der Exporte, auf Grund der schwachen Nachfrage aus der Eurozone, wuchs die deutsche Wirtschaft 2013 nur um 0,4%. Aufgrund der Erholung der Eurozone gibt das Wirtschaftsinstitut Consensus Economics jedoch eine Schätzung heraus, nach der das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 2014 um 1,8% zulegen wird. Man erwartet im Privatverbrauch als auch bei den Investitionen eine Erholung, sowie einen wirtschaftlichen Aufschwung durch deutsche Exporte.

Anderes als in den Jahren 2012 und 2013, in denen der Konsum der privaten Haushalte sehr verhalten wuchs, wird für 2014 ein Anstieg von 1,3% und für 2015 von 1,6% erwartet. Die zunehmende Stabilität der Eurozone. Lohnsteigerungen über der Inflationsrate sowie eine niedrige Arbeitslosenquote sind Gründe für das wieder wachsende Verbrauchervertrauen.

Die Industrieproduktion soll in 2014 wieder wachsen. Hier wird für 2014 ein Anstieg um 3,3% erwartet, 2015 soll dann noch ein 3%iger Anstieg erfolgen.

Der Kreditversicherer geht davon aus, dass, aufgrund des erwarteten globalen Wirtschaftswachstumes sowie der stabileren Entwicklung in der Eurozone, die Investitionen in Maschinen und Anlage bei deutschen Unternehmen wieder zunehmen wird (2014 +4,8%, 2015 +5,8%).

Einen weiterhin maßgeblichen Einfluss auf das BIP haben die Exporte. Hier erwarten die Analysten von IHS Global Insight für 2014 einen Anstieg um 6%, für 2015 um 5,3%. Die Export in Länder der Nicht-EU hat die der Export in EU-Länder übertroffen. Waren im Jahr 2000 noch 65% der Export in Mitgliedstaaten der EU, so fiel dieser Anteil im Jahr 2013 auf 57%.

Nach der Kreditkrise von 2008 und den daraus folgenden Maßnahmen war die Staatsverschuldung im Jahr 2013 mit 0,0% des BIP ausgeglichen. Dies nach einer Verschuldungsquote i. H. v. 83% in 2010. Die Gründe hierfür sind höhere Steuereinnahmen sowie niedrigere staatliche Leistungen für Arbeitslosigkeit. Für 2014 erwartet IHS Global Insight einen leichten Überschuss sowie einen Rückgang der Staatsverschuldung auf 77% des BIP.

Die Insolvenzlage in Deutschland

Im Bereich der Unternehmensinsolvenzen erwartet der Kreditversicherer Atradius, nach einem Rückgang in den letzten 3 Jahren, ein Einpendeln auf derzeitigem Niveau für das Jahr 2014. Als Grund für den kontinuierlichen Rückgang der Insolvenzzahlen in Deutschland nennt er die solide Wirtschaftsleistung des Landes. Aufgrund der guten konjunkturellen Lage erwarten die Analysten von Atradius eine nach wie vor entspannte Insolvenzlage und einen leichten Rückgang der Zahl der Insolvenzen.

Die Entwicklungen in wichtigen Branchen

Die Prognose für die Automobilindustrie ist optimistisch. Die Erholung der Eurozone, nach wie vor der wichtigste Exportmarkt für die deutschen KFZ-Hersteller, sowie der Aufschwung des Binnenmarktes sind Indikatoren für die Ausweitung der Produktion sowie einer Zunahme bei den Exporten. Aufgrund einer geringen Gesamtverschuldung und einer guten Versorgung über Bankkredite ist die Zahlungsfähigkeit und Liquiditätslage der Unternehmen in dieser Branche grundsätzlich positiv zu bewerten. Der Versicherer berichtet über gute Erfahrungen im Automobilsektor in den vergangenen Jahren. Die Anzahl der Nichtzahlungsmeldungen blieb konstant und es werden in 2014 relativ wenige Insolvenzfälle erwartet.

Der Ausblick für das Baugewerbe ist positiv. Gem. dem statistischen Bundesamt siegen die Neuaufträge in 2013 um 1,9%. Die durchschnittliche Eigenkapitalquote ist in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen und lag in 2013 bei ca. 12 – 13%.

Aufgrund dieser Situation sieht Atradius der Versicherungslage in der Baubranche entspannt entgegen. Auf die durchschnittliche Zahlung einer Rechnung werden im deutschen Baugewerbe ca. 45 – 50 Tage benötigt. Die Zahl der Zahlungsausfälle ging in 2013 zurück. Dies wird auch für 2014 erwartet. Belastend auf die Liquidität der Unternehmen wirkt sich das nach wie vor schlechte Zahlungsverhalten von öffentlichen Käufern aus.

Das Holz- und Sägegewerbe, als Teilsektor der Baubranche, haben nach wie vor zu kämpfen. Hohe Produktions- und Finanzierungskosten sowie Überkapazitäten sind hierfür genannte Gründe. Diverse Schließungen von Unternehmen in 2012 und 2013 führen zu einer restriktiven Zeichnungspolitik in diesem Teilsektor.

Gebrauchsgüter / Non-Food-Einzelhandel

Der Wachstum beim Verbrauch der privaten Haushalte wird auch in 2014 und 2015 erwartet. Allerdings legten die Käufer in 2013 mehr Wert auf Freizeit, Reisen und Verbraucherelektronik als auch weiße und braune Ware. Gleiches wird auch für 2014 erwartet.

Höhere Energie- und Rohstoffpreise sorgten für einen Anstieg der Produktionskosten in allen Gebrauchsgütersegmenten. Da die Kosten nicht vollständig auf die Händler und Verbraucher umgelegt werden konnten, ist ein anhaltender Druck auf die Gewinnmargen zu beobachten.

Das Zahlungsverhalten in diesem Sektor bezeichnet Atradius als gut und stabil. Große Veränderungen werden auch nicht erwartet. Sollten Kostensteigerungen nicht an die Verbraucher weitergegeben werden können, kann es dazu kommen, dass von Lieferanten längere Zahlungsziele gefordert werden müssen.

Maschinenbau

Dieser Sektor verzeichnete 2013 gute Exportergebnisse. Aufgrund der neuen Aufträge Ende 2013 und 2014 wird gleiches auch in 2014 erwartet.

Die Eigenkapitalausstattung von Unternehmen dieser Branche ist grundsätzlich komfortabel, zugleich liegt ein geringer Verschuldungsgrad vor. Eine große Abhängigkeit von Bankenfinanzierung liegt nicht vor. Die Ausfallquote ist gut und große Änderungen werden nicht erwartet.

Die Teilbranche Paper- und Druckmaschinen allerding hat ein strukturelles Problem. Aufgrund der Digitalisierung werden die Gewinnspannen immer geringer und Umstrukturierungen zwecks Kosteneinsparung sind die Folge.

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