Euler Hermes Branchenstudie
Unter dem Titel „Gut Ding will Weile haben“ hat der Kreditversicher Euler Hermes seine jüngste Branchenanalyse veröffentlicht. Soll heissen, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum nur sehr langsam auf den Gewinn von Firmen auswirken wird oder sogar in einigen Branchen stagnieren wird. Euler Hermes rechnet nicht branchenübergreifend mit einem schnellen Wachstum. Die Erholung der Weltwirtschaft in 2014-2015 wird nach Ansicht der Experten eher gemässigt und heterogen erfolgen.
In Europa bietet sich ein gemischtes Bild. Die europäische Wirtschaft kommt mit einigen wenigen Ausnahmen nur langsam in Schwung, vor allem die Baubranche ist stark betroffen. In mehr als zehn europäischen Ländern befindet sich das Gewerbe in einer starken Rezession, jedoch gibt es Anlass zur Hoffnung, da sich der Rückgang zum Jahresende zunehmend verlangsamte. Eine Ausnahme zeigt sich in Deutschland, wo ein deutlicher Zuwachs bei der Genehmigung neuer Bauprojekte zu sehen ist.
In Südeuropa und teils auch in den Niederlanden und Irland hingegen, macht sich die Eurokrise durch ansteigende Arbeitslosigkeit bemerkbar mit direkter Auswirkung auf den Einzelhandel. Auch hier sind die einzigen Ausnahmen wieder in Deutschland und den Nachbarländern Österreich, Schweiz und Skandinavien. In Deutschland erwarten die Euler Hermes Wirtschaftsexperten Zuwächse bei den Autobauern, der Lebensmittel-, Chemie- und Pharmaindustrie sowie in der Luftfahrt, Informations- und Telekommunikationsbranche.
Euler Hermes analysiert laufend mögliche Risiken für 17 Branchen in 72 Ländern. Damit deckt der Kreditversicherer 95% des BIP ab. Bewertet wird nach Stärke des Risikos und entsprechend werden Prognosen abgegeben für die künftige Entwicklung von Nachfrage, Finanzierung, Profitabilität und Geschäftsklima.
In 9 von 10 Fällen hat sich laut der Wirtschaftsexperten das globale Branchenrisiko zu 2013 nicht verändert. Es überwiegen auch 2014 eher „risikoreiche“ Sektoren. Nur rund ein Viertel der analysierten Branchen zeigen sich sehr robust und werden daher mit einem sehr geringen Risiko bewertet. Das höchste Risiko zeigt sich in den Textil-, Bau- und Luftverkehrsbranchen, wobei in der Textilindustrie erstmals wieder nach einer Phase des Einbruchs eine Stagnation zu erkennen ist. Den Sektoren Chemie, Pharmazie und Lebensmittel hingegen bescheinigt Euler Hermes weiterhin ein sehr geringes Risiko.
Im Baugewerbe erwartet der Kreditversicherer eine positive Entwicklung auf regionaler und nationaler Ebene. In Europa prognostiziert er ein Wachstum zwischen -1 und + 1 % , was jedoch nicht ausreicht, um allen Unternehmen ein sicheres Auskommen zu gewährleisten. Es lastet weltweit weiterhin ein erheblicher Druck auf der Branche.
Für die Papierindustrie ist eine der grössten Herausforderungen die verstärkte Nutzung von Onlinekommunikation und elektronischer Geräte. Durch die Anpassung der Produktionskapazitäten sollte das derzeitige Preisniveau jedoch stabil bleiben. Die Nachfrage in Europa ist zwar um 4% gesunken, aber eine Stärke der europäischen Papierproduzenten bleibt weiterhin mit 20% der Export.
Die Informations- und Kommunikationstechnologiebranche kann einen weltweiten Zuwachs von 3% verzeichnen trotz des starken Preisdruckes und dem hohen Investitionsbedarf.
Der weltweite Markt im Automobilsektor wird, laut den Experten von Euler Hermes, in 2014 bei den Stückzahlen um 5% wachsen, dabei sind China und die USA die Haupttreiber des erwarteten Anstieges. Aber auch der europäische Markt erholt sich nach einem 17-Jahres-Tief wieder zunehmend. In der Schweiz sanken die Neuzulassungen von Strassenfahrzeugen um 6,7 % gegenüber den Rekordjahren von 2011/2012, aber dennoch erreicht der Motorfahrzeugbestand hier aktuell , mit einem Anstieg von 1,6% gegenüber dem Vorjahr ,einen neuen Höchststand. Insbesondere stieg der Anteil an Hybrid- und reinen Elektrofahrzeugen um 24% bzw. 52%. Euler Hermes stuft die Aussichten der Branche insgesamt eher positiv ein.
In der globalen Chemieindustrie zeigt sich ein reales Wachstumspotential von 4% in 2014 und damit eine zunehmende Erholung. Dies ist insbesondere dem amerikanischen Markt zu verdanken, der aufgrund günstigeren Gaspreisen wieder zunimmt. Ebenso erwarten die Experten , dass Asien im Laufe des Jahres Marktanteile durch einen Anstieg der Inland-Nachfrage gewinnt. In Europa hingegen verzeichnet der Sektor mit einem Minus von 0,8% einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, allerdings gibt es auch Grund zu Hoffnung aufgrund eines Anstieges im letzten Quartal von 2013. Der europäische Markt bleibt jedoch weiterhin volatil. In Deutschland bleibt das Branchenrisiko weiterhin niedrig.
Bei der Pharmaindustrie wird aufgrund des zunehmenden medizinischen Bedarfes ein Wachstum 2014 von 4% erwartet. In Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Spanien und Italien stagniert das Wachstum jedoch mit einem Zuwachs von nur 0,3%. Haupttreiber des globalen Zuwachses sind China und die USA („Obamacare“).
In der Lebensmittelbranche und im Einzelhandel zeigt sich ein widersprüchlicher Ausblick für 2014. Das Geschäftsklima schwankt zwischen Erholung (sinkende agrare Beschaffungskosten), Unsicherheit (Wirtschaft) und Dynamik( Suche nach neuen Geschäftsmodellen).
Bei der Bewertung der Regionen zeigt sich in Asien und Pazifik das geringste Risiko, in Westeuropa hingegen das höchste Risiko laut Euler Hermes. Das Wachstum in Europa insgesamt wird als zu gering eingestuft um branchenweit für eine breite Erholung zu sorgen. In Afrika und Mittelost zeigt sich bei den ölexportierenden Ländern eine klare Verbesserung der Risikoprofile. Ebenfalls zeigt sich eine Stabilisierung in Südafrika und Marokko. In Nordamerika scheint die Wirtschaftskrise überwunden zu sein, wenngleich auch noch einige wenige Sektoren schwächeln. Die Aussichten hier haben sich wesentlich verbessert. Für die meisten Branchen in Lateinamerika bleibt 2014 die Einstufung in ein mittleres Risiko durch verstärkt auftretende Währungs- und Finanzierungsrisiken.
Das Gleichgewicht bei der Branchenrisikobewertung von Euler Hermes hat sich seit Mitte 2013 verschoben. Es wurden mehr Länder als im Vergleich zum Vorjahr risikoreicher eingestuft ( 78 im Gesamtjahr 2013) als umgekehrt ( bei 67 sank die Risikobeurteilung). Diesem Umschwung lagen regional und zeitlich unterschiedliche regionale Trends zugrunde.
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