Der Versicherer Atradius hat in seinem Newsletter (Ausgabe 9/2013) den Atradius Länderreport Spanien veröffentlicht. Darin wird die vergangene, aktuelle und zukünftige Entwicklung der spanischen Wirtschaft unter die Lupe genommen. Der Länderbericht kommt dabei zu dem erfreulichen Ergebnis, dass sich die spanische Wirtschaft erholt und erste Anzeichen von Wachstum zu verzeichnen sind.

Premierminister Rajoy will seine angekündigte Wirtschaftspolitik vorantreiben, solange er noch bis 2015 die absolute Mehrheit im Parlament hinter sich hat. Die Strukturreformen sollen das Wirtschaftswachstum ankurbeln und beweisen, dass die Finanzen in Spanien nachhaltig und sicher sind, und sollen so das Vertrauen europäischer Institutionen zurückgewinnen. Dabei braucht er die öffentliche Unterstützung damit die Sparkurse zu mehr Wettbewerbsfähigkeit der spanischen Wirtschaft führen kann. In der Vergangenheit haben vermehrt Streiks und Proteste stattgefunden, die den Unmut der Bürger über die hohe Arbeitslosenquote, den Sparkurs und die schlechte Wirtschaftslage zum Ausdruck brachten. Allerdings hielten sich diese Proteste in einem kleinen Rahmen.

Die Wirtschaft vollzieht momentan einen Wandel weg von der Baubranche hin zum Dienstleistungs-/Transportgeschäft und zur Kommunikation. Erfreulich ist, dass die begonnenen Strukturreformen langsam eine positive Wirkung zeigen. Die Zahlen des BIP stabilisieren sich. Nachdem im ersten Quartal 2013 ein negatives BIP-Wachstum von -0,4% zu verzeichnen war, konnte im zweiten Quartal lediglich ein negatives Ergebnis von nur -0,1% erreicht werden. Als Grund zeigt Atradius auf, dass die Exporte in Spanien gesund und wettbewerbsfähig sind. Diese legten im zweiten Quartal 2012 um 6% zu. Das Problem ist, dass die Inlandsnachfrage weiterhin gering ist, ebenso wie der private Konsum (-2,6% ggü. 2012; 2014 +0,3%) und die Unternehmensinvestitionen. Diese schlechten Ergebnisse kann der Export leider nicht vollständig kompensieren. In diesem Jahr rechnet Atradius allerdings mit einer Abnahme der Exporte um -1,2%, wobei im Jahr 2014 eine Zunahme von 1% erreicht werden soll. Als weiteres Problem der spanischen Wirtschaft stellt sich die hohe Arbeitslosenquote dar. Diese lag im ersten Quartal 2013 bei 27,2%. Allerdings nahm sie im zweiten Quartal 2013, das erste Mal seit zwei Jahren, ab, und lag dann bei 26,3%. Damit ist sie immer noch sehr hoch, auch wenn man bedenkt, dass Spanien eine hohe Grundarbeitslosenquote von 8% (EU-Durchschnitt 4%) aufweist. In diesem Jahr soll die Arbeitslosenquote nochmal leicht ansteigen, bevor sie dann im kommenden Jahr wieder abnehmen wird. Die Löhne in Spanien sind weiterhin unter Druck. Sie liegen momentan bei 20€/h für einen Arbeiter (EU-Durchschnitt 27,5€/h), was vor allem an der hohen Arbeitslosenquote und dem flexiblen Arbeitsrecht liegt. Der Bankensektor in Spanien stabilisiert sich. Die Abkommen mit der EU und der Troika werden eingehalten, sodass die Rekapitalisierung, Restrukturierung und die Reformprogramme durchgeführt werden. Spanien erhält max. 100 Billionen € durch den Rettungsschirm ESM. Allerdings sind die Banken in Spanien weiterhin stark unter Druck, was vor allem an den unbezahlten Darlehen liegt. Dieser Anteil stieg seit August 2012 von 8,4% auf 11,6% im Juni 2013. Allerdings hat der Sparkurs geholfen, das strukturelle Haushaltsdefizit um 3% zu verringern. Nichtsdestotrotz müssen die Reformen in Spanien weiterhin beibehalten werden, damit sich die spanische Wirtschaft komplett erholen kann.

Lesen Sie den gesamten Länderbericht zu Spanien: http://www.atradius.de/images/stories/countryreport/Atradius_Country_Report_Spain_Sep2013.pdf