Der Kreditversicherer Ducroire/ Delcredere hat Ende April 2013 seine Länderstudie zu Angola veröffentlicht. Dabei untersucht der Versicherer sowohl das politische als auch das wirtschaftliche Risiko.

Das kurzfristige politische Risiko in Angola hat seit der Wahl im August 2012 abgenommen. Die Gefahr einer politischen Destabilisierung ist gering. Präsident José Eduardo dos Santos wurde erneut zum Präsidenten des Landes gewählt. Problematisch ist, dass die Opposition, die sehr zersplittert ist, einen Angriff auf die regierende Partei MPLA vornehmen könnte. Als langfristiges politisches Risiko sieht Delcredere, dass ein großer Teil der Bevölkerung in extremer Armut lebt, obwohl das Land über einen hohen Ölexport verfügt. Die Regierung hat es noch nicht geschafft, diesen Reichtum auf den Teil der Bevölkerung zu übertragen, der in Armut lebt. Die Lebenserwartung in Angola liegt unter dem afrikanischen Durchschnitt. Diese Unzufriedenheit der Bevölkerung zeigte sich in Demonstrationen, die allerdings gewaltsam unterdrückt wurden. Positiv zu erwähnen ist, die angestrebte Haushaltsreform, die für mehr Transparenz und Schutz vor volatilen Ölpreisentwicklungen ermöglichen soll. Mithin stuft der Kreditversicherer das kurzfristige politische Risiko bei 3 von 7 Stufen, und damit als relativ gering, ein.

Die wirtschaftliche Situation in Angola ist gut, allerdings nur, was den Ölsektor betrifft. Die Wachstumsaussichten der nächsten Jahre sind gut, was daran liegt, dass zukünftig mit stabilen und guten Ölpreisen gerechnet wird. Ein großes, und vielleicht auch das zentrale Problem der Wirtschaft, stellt die Abhängigkeit von den Ölpreisen dar. Angola ist der zweitgrößte Ölexporteur Afrikas, damit ergibt sich eine hohe Abhängigkeit der Wirtschaft. Dies wurde während der Wirtschaftskrise deutlich, als dadurch eine hohe Finanzierungslücke und ein hohes Haushaltsdefizit entstanden. In den Jahren 2000 bis 2010 erzielte Angola ein relatives BIP Wachstum von 12,9% pro Jahr. Für das Jahr 2012 wird ein Wirtschaftswachstum von 6,8% erwartet. Dieses Jahr soll die Wirtschaft um 5% wachsen. Diese guten Ergebnisse und Prognosen hängen mit steigenden Zuwächsen in Produktion und Investitionen im Ölsektor und mit der Aufnahme von Flüssiggasexporten zusammen. Experten erwarten, dass die Förderung von Öl von aktuell (also vom Jahr 2012) von 1,78 Mio. Barrel/Tag im Jahr 2017 auf 2,23 Mio. Barrel/Tag ansteigen wird. Zudem könne das Ölvorkommen, nach Expertenmeinung, noch 21 Jahre lang ausgebeutet werden. Die aktuell guten Ölpreise führen in Angola zu einem Leistungsbilanzüberschuss von 7,4% im Jahr 2012 und 4,4% im Jahr 2013.
Die Regierung versucht nun, die Schere zwischen der Öl- und restlichen Wirtschaft zu schließen, indem sie nun vermehrt in die Infrastruktur, Landwirtschaft und den Handel investiert. Diese Bereiche sind heutzutage vor allem von zu wenig Infrastruktur und einem ungünstigen Geschäftsklima geprägt, wodurch hier kaum Entwicklungen stattfinden können. Diese fehlende Exportdiversifizierung stellt ein akutes, strukturelles Problem der Wirtschaft von Angola da. Die genannten Probleme und die oftmals unzureichend ausgebildeten Arbeitskräfte führen dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit von Angola eher schlecht ist. Allerdings führt Delcredere auf, dass dies typische Probleme für ein Land sind, das stark vom Ölexport abhängig ist.

Positiv ist, dass die begonnene Haushaltsreform wirkt. Der Anteil des Ölexports ist von 90% im Jahr 2002, auf 75% im Jahr 2012 gesunken. Ebenso wurde die Transparenz verbessert. Weiterhin ist die Inflationsrate stabil. Sie lag 2012 bei 9,6%. Ebenso ist die Auslandsverschuldung von Angola moderat. Dies liegt an einer stabilen Währung, einer robusten Wirtschaft und hohen Ölpreisen. Die Auslandsverschuldung betrug 2002 76,5% des BIP, 2012 lag der Anteil bei nur noch 22% des BIP.

Alles in allem ist die wirtschaftliche Situation in Angola stabil, solange auch die Ölpreise stabil sind. Es wird nun Aufgabe der Regierung sein, diese Abhängigkeit zu mildern und den anderen Wirtschaftssektoren Möglichkeiten zu bieten, sich zu entfalten und ihren Anteil zu vergrößern. Dies würde auch zu einer Stabilisierung des Haushalts und der öffentlichen Finanzen führen, da sie weniger anfällig werden würden .All diese Faktoren führen dazu, dass Delcredere das Geschäftsrisiko in Angola hoch (C) einstuft.

Lesen Sie hier die gesamte Länderstudie zu Angola: http://mm1.nl/768/Actions/Newsletter.aspx?messageid=351&customerid=15502&password=enc_3034374141374646_enc#overview